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Vorklasse der BOS Marktheidenfeld besucht Ausstellung des DGB in Würzburg

 

„Seid wachsam, dass über Deutschland nie wieder die Nacht hereinbricht- Gewerkschafter in KZs“

 

Am 23.11.2012 besuchten 23 SchülerInnen der BOS-Vorklasse Marktheidenfeld mit ihren Lehrern Martin Heilig und Eberhard Bach die Wanderausstellung „Seid wachsam, dass über Deutschland nie wieder die Nacht hereinbricht- Gewerkschafter in KZs“ in der Halle des Würzburger Rathauses. Das Konzept erarbeitete die Freie Universität Berlin in Kooperation mit der Gedenkstätte Sachsenhausen.

Die Aufarbeitung und Analyse des NS-Staates ist Teil des Lehrplans der Vorklasse im Fach Geschichte. Die SchülerInnen sollen erkennen, wie sich aus einer Demokratie ein totalitäres und menschenverachtendes System entwickeln kann. Deswegen organisierte Martin Heilig im Rahmen der oben erwähnten Ausstellung des DGB ein Treffen mit Norbert Zinsack, Gewerkschaftssekretär des DGB Würzburg-Schweinfurt, der den SchülerInnen sehr eindrucksvoll von Menschen erzählte, die sich gegen den Trend der Zeit nicht einfach mit dem Nationalsozialismus arrangierten und deswegen ihren Beruf, ihre Gesundheit bzw. - nicht wenige - ihr Leben verloren haben.

Diesen „Helden des Alltags“, die in der Ausstellung namentlich aufgeführt werden und deren Biographien bzw. Schicksale veranschaulicht werden, soll gedacht werden. Gleichzeitig sind sie als Vorbilder zu betrachten, die sich nach dem Verbot der freien Gewerkschaften durch die NSDAP am 2.Mai 1933 in unterschiedlicher Form und in verschiedenen Berufsfeldern dem Diktat des Regimes widersetzten.

Durchaus kritisch sehe man beim DGB, so Zinsack, die eigene Vergangenheit. Ähnlich wie in Kirchenkreisen unterschätzte man wohl die Gefährdung und Dimension des Nationalsozialismus in Deutschland. Als man diese realisiert habe, sei es für eine gut organisierte Gegenbewegung bereits schon zu spät gewesen. So erkläre sich eben auch die Motivation der Ausstellung, die zur „Wachsamkeit“ aufrufe. Die rechten Terroraktionen der NSU belegten, dass ausländerfeindliches Gedankengut noch immer in Deutschland anzutreffen ist und sich zu organisieren versucht. Dem müsse man entschlossen entgegen treten.

Um die besuchte Ausstellung im Folgenden thematisch zu unterlegen, hat sich die Vorklasse mit Stadtführerin Angelika Serger getroffen. Sie spezialisierte sich in Würzburg vor allem auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde. Diese besitzt in der Unterfrankenmetropole bereits seit dem Mittelalter eine lange Tradition. Was viele nicht wissen: auf dem Grund der am Marktplatz gelegenen Marienkappelle befand sich einst eine jüdische Synagoge. Stellenweise, so Serger, sei jüdisches Leben aber schon früher durch so genannten Pogrome, also Judenverfolgungen, zum Beispiel während der Kreuzzüge, für einige Jahrzehnte aus Würzburg verschwunden, dann aber wieder zurückgekehrt. Sehr anschaulich und mit heiter ironisierten Anekdoten erklärt Frau Serger, wie es zu geradezu dümmlichen Vorurteilen gegenüber der jüdischen Gemeinde gekommen sei. Verdeutlicht wurde dies z.B. durch die Vorstellung, Juden hätten „Hostienschändungen“ betrieben. Dabei schritt die Gruppe einige Orte in der Innenstadt ab, die noch heute von jüdischem Leben zeugen. Im Zusammenhang gelangten die SchülerInnen zu der wichtigen Erkenntnis, dass der Antijudaismus des Mittelalters und der frühen Neuzeit die geistige Grundlage für den rassistisch motivierten Antisemitismus des Nationalsozialismus in Deutschland darstellte, der anschließend im Holocaust gipfelt.

Die Vorklasse erlebte insgesamt eine informationsreiche Exkursion, auf die man im Geschichtsunterricht von Herrn Bach im Verlauf des Schuljahres bestimmt noch häufiger zu sprechen kommen wird.

Eberhard Bach

 

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